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Yoga individuell – wirkungsvoll bei Rückenschmerz

Individuelles Training hilft bei Rückenschmerz besser als Übungen „von der Stange“.

Es scheint, als würde sich die Frage danach, wie Menschen ihren Rückenschmerz in den Griff bekommen und deutlich mildern können, mit einem Blick ins Internet schon erledigt haben. Unzählige Videos auf Youtube, seitenweise virtuelle Angebote von verschiedensten Fitness-Instituten, Physiotherapie-Praxen und App-Anbietern geben nicht belegte Heilversprechen ab. Besonders werbewirksam treten Anbieter auf, deren Programme mit teuren „Rückenretter“-Hilfsmitteln geübt werden sollen. Deren Kauf lässt sich mit nur einem Klick direkt erledigen.

Eines haben die allermeisten Übungsprogramme im Netz gemeinsam: Sie folgen dem Prinzip „one fits all“- sind also Programme „von der Stange“ – selbst, wenn dort gelegentlich von der Berücksichtigung der Einzigartigkeit eines jeden Menschen zu lesen ist.

Nicht wenige, die solche Programme ausprobieren, mögen davon durchaus etwas profitieren. Die Effizienz-Frage freilich, d. h. die Frage danach, wie sich mit demselben Maß an persönlicher Anstrengung und Regelmäßigkeit im Üben noch mehr erreichen ließe, wurde bislang selten gestellt und noch nie befriedigend beantwortet.

Eine große Metaanalyse hat sich diesem Thema nun gewidmet und gefragt: „Wie individuell muss Rückentraining sein?“, damit es bei unspezifischen Schmerzen wirkt?

Ein Team um Privatdozent Johannes Fleckenstein von der Sportmedizin des Instituts für Sportwissenschaften in Frankfurt am Main hat untersucht, ob sich die Individualisierung eines Übungsprogramms zur Bewältigung von Rückenschmerzen lohnt. Dafür konnten die Forschenden 58 Studien, die individualisierte Ansätze mit nicht-individualisierten Ansätzen vergleichen, ausfindig machen. Die untersuchten Studien arbeiteten mit unterschiedlichen Übungsmethoden – darunter Pilates, sensormotorisches Training, Aerobic, Yoga sowie McKenzie- und Rückenschulverfahren. Es wurden nur randomisiert-kontrollierte Studien in die Metabetrachtung eingeschlossen.

Das Resultat der Untersuchung: In den meisten Studien mit individuellem Training ließ sich eine klinisch relevante Schmerzlinderung erzielen. Im Vergleich mit nicht personalisiertem aktivem Training („Übungen von der Stange“) war die Schmerzlinderung dabei um mehr als ein Drittel stärker. Bei der gesonderten Betrachtung derjenigen Studien, die mit einer Kombination von individualisiertem Training und psychologisch-psychotherapeutischer Intervention arbeiteten, ergaben sich insgesamt die stärksten Effekte.

Was lässt sich daraus schließen?

Die zentrale Botschaft: Wer mit großem Engagement kostbare Zeit einsetzt, um selbstwirksam am persönlichen Schmerzleiden zu arbeiten, um es zu lindern oder aufzulösen, tut gut daran, mit einem individuell auf sich zugeschnittenen Programm zu üben.

Und ein Weiteres deutet sich an: Wenn – wie zum Beispiel im individuellen therapeutischen Yogaunterricht – gleichzeitig Raum gegeben wird, Reflexionen über das eigene Verhalten entstehen zu lassen, eine vertrauensvolle Beziehung zu der Person aufgebaut ist, die gemeinsam mit der oder dem Betroffenen das individuelle Programm erstellt, reflektiert und anpasst, verbessert dies das Ergebnis noch einmal mehr.

Der zugrunde liegende Artikel „Metanalyse zu unspezifischen Rückenschmerzen, Wie individuell muss ein Rückentraining sein?“ von Thomas Müller erschien im online-Angebot von Springer medizin, 23.11.2022 bei den Nachrichten zu Rückenschmerzen.