Zum Inhalt springen

Restless legs: Yoga hilft

Die Expert:innen der aktuellen Therapieleitlinie für das Restless Legs Syndrom (RLS) haben festgestellt: Yoga hilft. Es wurde ausreichende Evidenz dafür gefunden, dass Yoga die Symptomschwere des RLS reduzieren kann und  insbesondere, dass sich mit Hilfe von Yoga eine höhere Schlafqualität erzielen lässt.

Kribbeln, Stechen, Brennen und viel Spannung vor allen Dingen in den Beinen, aber auch an den Armen, dem Brustkörper oder anderen Körperregionen, hält 7-10% der Bevölkerung in Deutschland von ausreichendem Schlaf und notwendigen Ruhephasen ab [1]. Das sogenannte Restless Legs Syndrom ist eine häufige und behandelbare multifaktorielle Erkrankung des Nervensystems, dessen Entstehung noch nicht vollständig bekannt ist. Besonders zu Beginn der Erkrankung können die Beschwerden nur gering ausgeprägt sein und zwischenzeitlich bei einigen Patienten sogar ganz fehlen. Nicht zuletzt deshalb kann ein RLS oft über einen langen Zeitraum unerkannt bleiben.

Betroffene beschreiben neben den oben genannten Symptomen auch Gefühlsirritationen wie Ameisenlaufen in den Beinen, Hitze- oder Kältegefühle, mitunter sogar krampfartige Schmerzen. Letztere werden häufig als tief innen liegend empfunden. Sie sind nicht mit Wadenkrämpfen zu verwechseln und unterscheiden sich auch vom Gefühl eingeschlafener Glieder oder von dem bei Diabetiker:innen bekannten Gefühl brennender Nadelstiche. Alle diese Symptome treten vorwiegend in Ruhesituationen auf und lassen sich meist durch Bewegung reduzieren. Bewegung kann zwar einerseits Teil der Lösung sein, ist aber häufig – als ständiger Bewegungsdrang und große innere Unruhe – auch das vordergründige Symptom des RLS, was zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität führt. Bei vielen betroffenen Klient:innen kommt es zudem zu unwillkürlichen Beinbewegungen im Schlaf, so dass nicht nur die Einschlaf-, sondern auch die Tiefschlafphase gestört ist. Solche Schlafstörungen vermindern auf Dauer die Leistungsfähigkeit und das emotionale Wohlbefinden.

Inzwischen gibt es immer mehr Erkenntnisse darüber, wie RLS-Betroffene besser therapiert und versorgt werden können. Diese wurden nun in der aktuellen S2k-Leitlinie „Restless Legs Syndrom“ zusammengefasst. Federführend beteiligt waren Expert:innen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Eine besondere Rolle bei RLS spielt offenbar der Dopamin- und Eisenmetabolismus. Deshalb stehen an erster Stelle bei der Behandlung die Kontrolle des Eisenstoffwechsels sowie eine frühzeitige Substitutionstherapie.

Aber auch nicht medikamentöse Therapieoptionen haben bei der Behandlung eines RLS laut der Expert:innen ihren Stellenwert. Sie können allein oder zusätzlich angewendet werden. „Ausreichende Evidenz für eine Verbesserung der Schlafqualität und eine Reduktion der Symptomschwere besteht für Yoga.“, heißt es in der Leitlinie wörtlich. Das heißt für uns Yogatherapeut:innen: Ein passendes und immer wieder an den aktuellen Bedürfnissen der Übenden ausgerichtetes tägliches Yogaprogramm kann hilfreich sein. Tatsächlich bestätigt unsere Praxis: Betroffene Klient:innen profitieren von langsamen und kontrolliert ausgeführten Yogaübungen, die mit dem Atem verbunden werden.

Individuell zu klären und im Laufe des therapeutischen Prozesses zu überprüfen, ist dabei, wann der optimale Übungszeitpunkt ist. Vermehrtes Praktizieren am Nachmittag oder Abend kann laut Leitlinie zu einer Zunahme der nächtlichen RLS-Symptome führen.

Das prozesshafte Vorgehen bei der Erarbeitung einer Yogapraxis und das Hinterfragen der angebotenen Übungsabfolgen ist ein wesentlicher Bestandteil der Yogatherapie. Dies hat sich auch bei diesem Krankheitsbild bewährt.

Weitere Anwendungsgebiete der Yogatherapie finden Interessent:innen in unserer Rubrik „Yoga wirkt“.